App mit "ewiger" Musik: "Eon"
Unendliche Musik und Visuals: "EŌN "
Heute, am 7. November hat Jean-Michel auf dem Web Summit in Lissabon sein neues Projekt "EŌN" vorgestellt.
Bei "EŌN" handelt es sich um eine App, die zunächst nur für das iPhone erhältlich ist, später dann auch für andere Plattformen. Die App erzeugt unendlich Musik und visuelle Effekte, die sich niemals wiederholen.
Jean-Michel schreibt auf seiner offiziellen Website dazu:
" 'EON' ist ein alter griechischer Gott, der mit Zeit und Ewigkeit in Verbindung steht.
Die 'Zeit', die EON repräsentiert, ist unendlich und unbegrenzt, im Sinne von 'Zeitaltern' und 'ewig'. In Kosmologie, Geologie oder Astronomie wird EON [dt.: Äon, die Red.] oft in Bezug auf eine Periode von Milliarden von Jahren verwendet.
Ich habe dieses Projekt EŌN genannt, da das am besten genau das definiert, was es ist - eine unendliche musikalische und visuelle Schöpfung, die Jedem eine einzigartige Erfahrung in ihrer Hauptfassung als App bietet: Auf jedem Gerät und bei jedem Aufruf der App wird man eine einzigartige, sich ewig entwickelnde Inszenierung der Musik und der Visuals hören und sehen. EŌN ist ein nie endendes, sich nie wiederholendes, organisches Stück Kunst, das in jedermanns eigenem, einmaligem Raum-Zeit-Kontinuum für immer leben und wachsen wird, auf Fingerdruck.
Persönlich fühle ich wirklich, dass EŌN wahrscheinlich eines meiner aufregendsten kreativen Projekte seit Oxygene ist. Ich wollte schon immer eine Musik speziell für jeden Hörer erschaffen, die sich konstant weiterentwickeln kann. Hier ist sie. EŌN ist konzipiert und komponiert für Deine eigene Ewigkeit!
Ich hatte eine sehr klare Vorstellung von den organischen, lebendigen Visuals, die meine musikalische Schöpfung begleiten sollten und ich hatte das große Glück, einige Zeit in Tokio, in den Sony Computer Science Laboratories Inc. (Sony CSL) zu verbringen, wo ich Alexis André und seine einmalige visuelle Welt entdeckte. Sony CSL und Alexis haben einen Algorithmus konzipiert und entwickelt, der den endlosen Strom sich ewig entwickelnder Grafiken generiert, die wie die Musik niemals enden und sich nie wiederholen.
Algorithmus und Audio Engine, die die Musik der EŌN App orchestrieren, wurden entwickelt von Alexis Zbik und Vianney Apreleff von BLEASS, nachdem wir gemeinsam die Regeln des Systems festgelegt haben."
Zu haben ist die App für 8,99$ bzw. 9,99 € im App Store . Dort heißt es: "EōN produziert unendliche, ewig evolutive Musik, reich an Variationen, komponiert von Elektronikmusik-Pionier Jean-Michel Jarre, begleitet von einer konstanten Abfolge organischer Visuals.
Sobald Du die EōN App gestartet hast, kannst Du eine neue unendliche musikalische Erfahrung hören und sehen, die designt wurde, um für jeden Hörer absolut einzigartig zu sein und immer wieder anders, jedesmal wenn man die App startet. Du kannst diese Reise so lange unternehmen wie Du willst, die einzige Grenze ist der Akku Deines Geräts."
Bei der Vorstellung der App auf dem Web Summit erklärte Jean-Michel heute , dass er für die App sieben Stunden Material komponiert und in seinem Studio aufgenommen hat. Bei jedem Start der App werden die Akkorde, Rhythmen und Melodien durch ein komplexes Regelwerk der App neu arrangiert. Jarre sagte, dass Eon auch nach seinem Tod noch weiterexistieren werde. Man könne es an ein Solarpaneel stöpseln und es werde für immer weiterspielen. Eon sei zudem als eine Art endloses Album konzipiert, mit abgegrenzten Stücken, die ineinander übergehen und einer reichen Vielfalt von Stimmungen und Tempi.
Die App sei nicht wie andere, die lineare Ambientmusik generieren, sagte Jarre. Einmal könne sie mit einem Technobeat beginnen, beim nächsten Mal mit einem Streicherarrangement. "Es ist immer noch das gleiche Musikkonzept wie ein Album, aber es ist für jeden anders."
Verwendung finden soll Eon auch auf Tour, wie Jarre sagte. Sie erlaube ihm, in Echtzeit auf das zu reagieren und improvisieren, was die App biete. "Jeden Abend wäre es ein völlig anderes Konzert, so dass das Publikum immer etwas Einzigartiges bekommt." Das gefalle ihm an diesem Projekt - einen Moment mit Musik zu haben, die man mag, die man aber genau so nie wieder haben wird, wie ein Gespräch zwischen zwei Personen. Für die Kreativen sei es zudem eine neue Herangehensweise, den kreativen Prozess neu zu denken und zu formen.
Auf Jean-Michels Instagramseite gibt es ein kurzes Video, das einen kleinen Eindruck davon gibt, aber wirklich nur sehr kurz. Ein weiteres Video gibt es hier. Und einen ausführlicheren Eindruck kann man sich mit diesem Video verschaffen.
Eine Veröffentlichung für andere Plattformen soll es wohl nächstes Jahr geben. Die App funktioniert auch offline, da die Kompositionen und der Algorithmus in der App selbst eingebaut sind, und sie soll regelmäßig mit "neuen Features" upgedated werden. So sprach Jean-Michel bei der Pressekonferenz in Lissabon davon, dass es eine Aufnahmemöglichkeit für eine Minute der Musik geben soll, allerdings nicht die Minute, die man gerade gehört hat, sondern die Minute, die als nächstes kommt. Die Pressekonferenz kann man sich hier anschauen.
Nach einem Bericht der BBC arbeitet Jarre derzeit gemeinsam mit Sony an einem KI-unterstützten Album, unter Verwendung von deren Flow Machines-Software.
Vorgestern war Jean-Michel übrigens noch in Shanghai und wohnte der Eröffnung des ersten Centre Pompidou für zeitgenössische Kunst außerhalb Europas durch Frankreichs Staatspräsidenten Emmanuel Macron bei. Sogar der Spiegel hat hierzu einen Bericht veröffentlicht. Auf einem der Bilder dort ist auch Jean-Michel zu sehen.
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Kommentar von Andy |
Ich stimme zu, dass durch Software, die einem hinterher geschmissen wird, elektronische Musik Inflationiert. Allerdings trifft dies auch generell auf den Musikkonsum zu. Was ich so mitkriege, wird doch heute mittels Streamingdienste einfach nur lieblos eine Liste von Musik zusammengestellt für die nächste Party oder für die nächste längere Autofahrt. Ich finde das eine sehr bedenkliche Entwicklung- nur noch liebloser Konsum. Jean Michel hat diese Gefahr Jahr vor 36 Jahren mit dem Album " Music for Supermarkets" schon erkannt und hat eben durch die Versteigerung des Albums ein entsprechendes Zeichen gesetzt.
Ich betrachte EON als ein einmaliges Projekt (und nicht als sein letztes) und er zeigt hier auf, was alles möglich ist. Er wird den "Deivel" tun und seine Kreativität dadurch künstliche Intelligenz ersetzen lassen. Jean Michel wird sich niemals abschaffen.
Und die immer währende Frage "live" oder nicht- meine Güte, das bringt dieses Genre halt mit sich, dass auch Mal was "vom Band" kommt. Jean Michel hat es ja schließlich mal komponiert und eingespielt. Das sollten die Kritiker auch mal bedenken.
Ich freu mich auf das, was zukünftig von ihm kommt und hoffe, er bleibt uns noch lange erhalten.
Kommentar von Heike |
Danke Luis, das ist ja wirklich interessant ! Mittlerweile scheint es wohl normal (vielleicht sogar legitim) zu sein, Musik offen zu recyclen.
Ich bin bezüglich dieses Projekts zwiespältig eingestellt. Auf der einen Seite bewundere ich ihn für die Idee künstliche Intelligenz und Kreativität entsprechend auszuschöpfen, und diese in solch einem Projekt zu verarbeiten.
Auf der anderen Seite befürchte ich, dass das auch sein letztes Projekt sein könnte. Wir wissen ja, dass die Wertigkeit von Musik (besonders elektronischer Musik) seit Entwicklung bestimmter Software rapide verloren hat (hat Jean Michel vor Jahren auch bemerkt). Heutzutage kann so gut wie jeder mit sogar kostenloser Software, irgendwas "Nettes" produzieren. Wenn ich so schaue, wie viele Elektronik-Musiker sich mittlerweile auf FB tummeln (und es werden immer mehr) kann man nur von einer Inflation sprechen. Das ist meistens nicht mal "Schrott", sondern zum Teil richtig gut !!! Aber kaum jemand kann irgendwelche kommerziellen Vorteile daraus ziehen. Musik ist heute überall kostenlos verfügbar.
Auch Jean Michels Idee, einmalige Konzerte zu geben, sehe ich zwiespältig. Es ist anzunehmen, dass auch diese Konzerte dann auf "EON" basieren. Das würde allen Kritikern kräftig Wind in die Seegel blasen, die schon seit Jahren behaupten, dass er nicht (oder nur sehr wenig ) live spielen würde. Dann würde er es ganz offiziell nicht mehr tun !
Nun gut ! Aber warum sollte ich ein Konzert besuchen, in dem der Star nur sein EON- Programm bedient , was ich dann zu Hause auch tun könnte ?
Auf der anderen Seite tun die heutigen DJs ja auch nichts anderes mehr. als ihre Softwareprodukte abzurufen.
Langfristig befürchte ich, dass sich der Musiker Jean Michel Jarre damit abschafft. Und nicht nur er.....
Kommentar von Luis/Woolookologie |
Erst einmal: tolles Projekt, freue mich sehr auf weitere Formate (mangels iGerät).
Eine kleine Kuriosität dazu: als ich dieses Video gerade angeschaut habe (https://www.instagram.com/p/B4j3XHFgvhx/), kam mir die Sequenz sofort irgendwie bekannt vor. Und siehe da, nach kurzem suchen auf einer alten Festplatte bin ich auf einen meiner frühen Musikalischen Gehversuche (ich muss um die 12 gewesen sein) gestoßen, in dem ich wohl genau das gleiche Preset verwendet hatte wie hier JMJ. Zum Vergleich: https://soundcloud.com/woolookologie/dadaada/s-ZfLAI
Auch damals war ich großer JMJ fan, wie man an dem Cover, das ich damals gesetzt habe sieht :)
Er hat das Pattern natürlich weit kunstvoller Verarbeitet als ich damals. Wenn ich mich recht erinnere, stammt der Sound aus dem Software-Synthesizer Alchemy - damals noch einzeln vertrieben, heute Teil von Apple's Logic.
Ich möchte hier nicht JMJ anprangern - wenn man 7 Stunden Musik aufnimmt und dabei ein großes Multimediales ganzes entsteht, finde ich das einigermaßen Ordnung. Als Jean-Michel z.B. vorgefertigte Patterns von einem Roland(?) Sequenzer auf Teo & Tea verwendet hab, konnte ich das weit weniger nachvollziehen als hier.