Jarre-Konzert an Silvester in China
Silvester-Konzert in Shenzhen/China
Jean-Michel Jarre gibt am 31. Dezember ein Konzert in der chinesischen Stadt Shenzhen. Dies teilte er gestern bei einer Pressekonferenz mit, die vor Ort in Shenzhen stattfand. Sein Auftritt wird Teil des "Shenzhen International Electronic Art Concert" (S-E-A) sein, das erstmals stattfindet und bei dem Frankreich in diesem Jahr das Gastland sein wird. Es handelt sich dabei um das erste Festival für elektronische Musik in China überhaupt. Es findet im "Spring Cocoon"-Stadion des China Resources Shenzhen Bay Sports Centre statt. Jean-Michel wird bei seinem Auftritt erneut von Claude Samard Polikar und Adiescar Chase begleitet werden. Neben Jarre sollen dort noch zahlreiche weitere, auch chinesische Künstler auftreten und alle Genres der Elektromusik vertreten sein. Jarre wurde auch zum Ehrenvorsitzenden des S-E-A ernannt.
Das Festival beginnt an Silvester bereits um 16 Uhr und soll bis 0:30 Uhr an Neujahr dauern. Es soll weltweit per Internet und über die EBU (European Broadcasting Union) übertragen werden. Um das Ganze zu einem Kunst-Event von "Weltrang" werden zu lassen, werden auch die beiden chinsischen Regisseure Lang Kun (im Bild oben links) und Xia Feng (im Bild oben rechts) involviert sein. Shenzhen gilt als "City of Science and Technology". Jarre hat seit seinen Konzerten 1981 in China eine besondere Beziehung zum Reich der Mitte.
Auf der Pressekonferenz brachte Jean-Michel seine Vorfreude auf das Konzert zum Ausdruck. Shenzhen sei eine wichtige Stadt in China, in der die Kultur- und Kunstindustrie „bereit ist, sich zu entwickeln“. Er sagte, dass an dem Konzert chinesische und international bekannte Künstler teilnehmen werden. „Wir haben den Veranstaltungsort heute Morgen noch einmal besichtigt, und das Projekt macht gute Fortschritte. Das Konzert wird auch live im Fernsehen und auf Online-Plattformen übertragen, und das Publikum kann live dabei sein." Zur Frage, ob auch seine Frau Gong Li teilnehmen wird, sagte Jarre: „Das wird gerade diskutiert.“
Lang Kun sagte, das Konzert solle ein Event auf internationalem Top-Niveau werden. Xia Feng ergänzte, Shenzhen sei eine Stadt der Jugend, der Träume, der Wissenschaft und der Technologie. In den letzten Jahren habe es eine rasante Entwicklung der Kultur und Kunstindustrie gegeben. Das „Shenzhen International Electronic Art Concert“ werde mit internationalen Standards gemessen werden. Thema des Konzerts soll „Technologie + Kunst“ sein.
UPDATE 25.10.: Weitere Details zum Silvesterkonzert
Jarres geplantes Silvesterkonzert scheint offenbar unter dem Titel "The Future From Tonight" zu laufen.
In einem Interview mit der chinesischen Nachrichtenseite „Shenzhen Daily“ berichtete der Regisseur Lang Kun, einer der Organisatoren des Events und einer der bekanntesten Regisseure Chinas, von seinen Erinnerungen an Jarres erste Konzerte in China 1981: „Ich war Student am Zentralen Musikkonservatorium, als Jarre 1981 zum ersten Mal nach China kam. Wir begrüßten ihn mit Blumen am Flughafen, und am nächsten Tag besuchte ich sein Konzert. Es war ein elektrisierendes Erlebnis. Jarre hatte schon immer eine tiefe emotionale Verbindung zu China, und diese Verbindung ist im Laufe der Jahre nur noch gewachsen.“
Zu Jarres jüngstem Besuch in China konnte Lang erzählen: „Dieses Mal interessierte er sich besonders für die chinesische Kultur - er sah sich Volksaufführungen an und hörte sich die traditionelle Erhu-Musik an. Er ist ständig auf der Suche, wie er die Essenz der chinesischen Kultur nach Europa bringen kann.“
Lang betonte, dass Jarre eine Schlüsselrolle dabei spiele, Chinas elektronische Musikszene auf die Weltbühne zu bringen: „Chinas elektronische Musikindustrie ist in den letzten Jahren gewachsen, aber wir brauchen eine Persönlichkeit von Jarres Format, die uns hilft, auf dem Weltmarkt Fuß zu fassen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir eine fünfjährige Partnerschaft mit ihm geschlossen.“
Das Festival soll Spitzentechnologie mit kreativer Kunst verschmelzen und eine außergewöhnliche Mischung aus Kunst und Innovation bieten. Mehrere bahnbrechende Technologien sollen dabei zum ersten Mal zum Einsatz kommen und für ein sinnliches Erlebnis sorgen, das weit über die reine Musik hinausgeht.
„Elektronische Musik ist untrennbar mit Technologie verbunden“, sagte Jarre. „Alle Musik wird in gewisser Weise von der Technologie beeinflusst. Die rasante Entwicklung und die Kreativität von Shenzhen haben die Aufmerksamkeit der Welt auf sich gezogen. Wir wollen Musik, Kunst und Technologie zusammenbringen, um Shenzhen nicht nur in China, sondern in der ganzen Welt zu präsentieren. Kreativität, Visionen und Kultur werden die Zukunft prägen und haben das Potenzial, unsere Beziehungen zur Welt zu verbessern“, so Jarre weiter.
Gegenüber „Shenzhen Daily" lobte Jarre die bemerkenswerte Entwicklung der Stadt. „In 40 Jahren hat sich Shenzhen von einem kleinen Dorf zu einem globalen Technologiezentrum entwickelt. Diese Stadt hat ein enormes kreatives und innovatives Potenzial. Ich glaube, es ist an der Zeit, eine Brücke zwischen Technologie, Kunst und Musik zu schlagen. Elektronische Musik ist dafür perfekt geeignet, denn sie nutzt Technologie, um Emotionen zu erzeugen“, sagte er.
Als Grund für die Wahl Shenzhens als Veranstaltungsort für dieses Großereignis, erklärte Lang: „Shenzhens fortgeschrittene Modernisierung und technologische Fähigkeiten haben Jarres Bewunderung geweckt. Er zieht sogar Parallelen zwischen Shenzhen und dem Silicon Valley. Er glaubt, dass eine moderne Stadt wie Shenzhen eine moderne Form der Aufführung verdient. Die technologischen Elemente des Konzerts werden alle von in Shenzhen ansässigen Unternehmen ermöglicht, was die Innovation und Kreativität der Stadt unterstreicht.“
Das Bühnenbild des Festivals soll sich von allem bisher Dagewesenen abheben. Jarres Vision geht über die konventionelle internationale Ästhetik hinaus und zielt auf ein „kosmisches“ Konzept ab, das diese Aufführung auszeichnet. „Jarre strebt danach, das Erlebnis auf eine universelle Ebene zu heben“, erklärte Lang. „Unser Bühnendesign-Team unter der Leitung von Shang Tianbao arbeitet rund um die Uhr, und es wurden bereits mehrere Versionen entworfen“, sagte er.
Shang, der visuelle Leiter des Festivals erklärte: „Unsere visuellen Effekte und das Bühnendesign werden tief in das Thema ‚Technology Empowering Culture‘ integriert sein. Wir wollen ein Fest der Sinne für das Publikum schaffen, indem wir fortschrittliche Technologien, wunderschöne Bilder und eine neuartige Nutzung des Raumes einsetzen. Das Konzert wird die menschliche Beziehung zum Kosmos erforschen - unser Verständnis des Universums wird ein zentrales Thema der Veranstaltung sein.“
„Shenzhen ist nicht nur ein technisches Zentrum, sondern auch eine atemberaubende Küstenstadt. Wir wollen diese Gelegenheit nutzen, um die Stadt als Leinwand zu verwenden und die Verschmelzung östlicher und westlicher Kulturen durch Musik zu präsentieren. Wir haben die kulturellen Unterschiede hinter uns gelassen. Musik kennt keine Grenzen, und ich glaube, auch Schönheit kennt keine Grenzen. Dieses Konzert wird diese universelle Sprache wahrhaftig feiern“, fügte Shang hinzu.
Einen Videobeitrag gibt es hier:
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Kommentar von Heike |
Hallo Marcus,
ich bin voll deiner Meinung !!
Ein Freund (Komponist und Texter) hat auch die KI an seinem neusten Werk beteiligt ,und mich netterweise am Werdegang teilhaben lassen. Die Urversion hatte er konservativ komponiert, und später aus Neugierde per Logic Pro und KI bearbeiten lassen. Wenn man die KI entsprechend spielerisch-neugierig gewähren lässt, produziert sie Ideen ohne kreatives Limit.
Momentan ist der Song bei einem Arrangeur, ein Interpret muss noch gefunden werden. Ich bin jetzt schon auf das Endprodukt gespannt.
Ich beneide dich glühend darum, dass du das Konzert in der Verbotenen Stadt miterleben konntest.
Kommentar von Marcus Krakowsky |
Hallo ihr lieben :)
Jean-Michel Jarre sagte einmal: "Wer an der Vergangenheit festhält kommt nicht weiter." Oder so ähnlich. Als Künstler, und das finde ich richtig gut, hat er so einiges probiert. Manches war Bahnbrechend, manches floppte aber auch.
Da bin ich aber auch ganz ehrlich, das Album "Sessions 2000" läuft bei mir nahezu gar nicht. Mit gefällt aber daran, dass er es immer versucht neue Ideen zu finden. In diesem Fall Jazz mit Electro zu kreuzen.
Ich selber beschäftige mich nebenbei ebenfalls mit elektronischer Musik. Wobei man sagen muss, dass es heutzutage erschwinglicher ist Musik zu produzieren als es in den 80-ern oder 90-ern der Fall war. Der gesamte tontechnische Ablauf findet in der DAW (Digital Audio Workstation) am Rechner statt.
Was mir persönlich ein klein wenig Angst macht, ist Musik mit KI zu produzieren. Dabei muss man unterscheiden:
1)-Lässt man KI komponieren? Also ich Stelle mir etwas vor, gebe es dem Programm vor und auf Knopfdruck kommt einige Minuten später, ein Song raus.
2)-Oder man komponiert selbst (erstellt ein Arrangement) und nutzt KI als technische Unterstützung.
Bei Punkt eins bin ich tatsächlich raus. JMJ hat ähnliches ja mir der EoN App gemacht. Es gibt aber in seinem Fall die App, die immer wieder neues kreiert. Somit ist Snapshots from EoN das einzige rein KI produzierte Album von JMJ.
Beim Punkt 2 bin ich wieder voll dabei, KI als Unterstützung anzuwenden z.B. bei der Aufwertung einer Komposition (Mastering). Wobei dabei auch dann noch eine gewisse persönliche Note fehlen würde.
Was ich mit diesem Ganzen hier sagen möchte ist, dass man die Entwicklungen nicht aufhalten kann. Das es immer wieder Veränderungen geben wird, bei denen man sich selbst etwas schwer tut. Ich kann das sehr gut nachvollziehen.
Dennoch ist Jean-Michel Jarre jemand, der sichtbar sein möchte. Er war mehrere Male in China, er hat eine besondere Verbindung dorthin. 1981 mit seinen Konzerten in Peking und Shanghai. Ich denke das ist etwas großes für ihn ein weiteres Konzert in China geben zu dürfen.
2004 war ich selbst in Peking beim Konzert in der Verbotenen Stadt. Die Reise nach Shenzhen ist jedoch definitiv zu teuer, da werde ich wohl dieses Mal nicht dabeisein.
Aber wer weiß was noch kommt. JMJ ist immer für eine Überraschung zu haben. :)
Ganz liebe Grüße
Marcus
Kommentar von Reinhard Simon |
In TIBET hätte ein "Cultural Ambassador" zu 100% mehr Sinn gemacht. Mehr hier nicht, denn dies soll ja eine JMJ-EM-Seite bleiben.
.... alte, sitzengebliebene Fans, die mit dem Neuen nicht klarkommen? .... ... ?? ... . ... Ach ja - bin ja auch einer dieser Spezies.
:|=)
Kommentar von Sam, einfach Sam |
In den 80ern und 90ern machte es ja schon Sinn, dass Jarre seine Musik in den Osten trug. Aber heute? Ein Fünfjahresvertrag mit China? Ich bin nicht davon begeistert! Der Mann verkauft seine Seele. "Der Meister" ist ja ein "cultural Ambassador", aber die Chinesen kopieren und kaufen schon länger die halbe Welt! Gäbe es da nicht andere Gebiete, die einen Ambassador nötiger hätten als China? Aber hey, ich vergass: Ich bin ein alter, sitzen gebliebener Fan, der mit Neuem nicht klar kommt...