Live-Event vor Publikum am Montag (21.6.)

Mini Jarre-Konzert im Elysée-Palast

In seinem "Facebook Live", das wegen technischer Schwierigkeiten eine halbe Stunde später als geplant begann, hat Jean-Michel für kommenden Montag (23.6.2021) ein kleines Live-Konzert vor Publikum im Rahmen des "Fête de la musique", des Internationalen Tags der Musik in Frankreich angekündigt. Er sei gebeten worden, im Hof des Elysée-Palastes ein Konzert zu geben und als Artistic Director des Abends zu fungieren und die anderen Künstler, die an diesem Abend dort auftreten, auszuwählen. Natürlich habe er zugesagt, denn es sei ein guter Weg elektronische Musik zu feiern und viele Musiker und DJs hätten durch die Pandemie sehr gelitten. Es sei ein gutes und positives Zeichen, wieder auf die Bühne zu gehen. Das Konzert wird vor Live-Publikum stattfinden. Das Konzert wird aber auch auf dem französischen Kanal Culturebox übertragen und ebenso weltweit auf TikTok und YouTube. Für ihn sei es das erste Mal, das ein Gig von ihm auf TikTok übertragen werde.
Jean-Michels Auftritt wird um ca. 21:30 Uhr MESZ beginnen und etwa 30 Minuten dauern. Weitere Künstler, die an diesem Abend auftreten sind der Multimedia-Künstler, Choreograph und Tänzer NSDOS, die junge französische Musikerin und DJane Irène Drésel, Cerrone, Glitter u.a.
Jean-Michel bildet dann mit seinem Auftritt den Abschluss des Abends.
Er sei sehr aufgeregt, wieder auf die Bühne gehen zu können und sei sehr stolz, dieses Konzert mit den Fans zu teilen, die er sehr vermisst habe. Wegen der Kurzfristigkeit des Projekts habe er keine neue Musik komponieren können, aber einige Visuals seien sehr besonders.

Hier die Links für den Live-Stream:
TikTok
YouTube

UPDATE 21.06.: Proben für heute Abend

Im Netz gibt es ein paar Bilder und ein kurzes Video von den Proben für Jean-Michels Auftritt im Hof des Elysée-Palastes heute Abend:

Hier ein paar Bilder von Jean-Michels Facebook-Seite.
Und hier ein kurzes Video. Unter den Zuschauern sind auch Präsident Macron und seine Frau.

Auch der NDR hat einen kurzen Text-Bericht auf seiner Website.

Einige Stunden vor seinem Auftritt wird Jean-Michel von Präsident Macron mit den Insignien eines Kommandeurs der Ehrenlegion ausgezeichnet (entspricht dem Bundesverdienstkreuz bei uns).

 

UPDATE 22.06.: Jarre Live @ Elysée Palace noch online

Jean Michels gestriger Auftritt im Hof des Elysée-Palasts ist auf seinem YouTube-Kanal noch zu sehen.
Bei dem ca. 35minütigen Auftritt waren folgende Stücke zu hören:
1. The Opening
2. Oxygene 2 (JMJ Rework Of Kosinski Remix)
3. Zero Gravity (eine Mischung aus Original und Above & Beyond Remix)
4. Oxygene 19
5. Exit
6. Herbalizer
7. Oxygene 4 (JMJ Rework Of Astral Projection Remix)
8. Stardust

Hier ein kurzer Bericht von Yahoo Nachrichten.

 

Neben dem Livestream im Netz gab es auch eine Fernsehübertragung auf dem französischen Sender Culturebox. Dabei wurde völlig anderes Bildmaterial verwendet als für den Livestream. Die  TV-Übertragung kann man sich hier anschauen.

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Kommentar von Luis/Woolookologie |

Danke für dieses Interview-Zitat, ich hatte von JMJ selbst noch nichts zu dem Thema gehört. Ich finde ja die Zeit, in der er mit seiner Band alles Live gespielt hat mit das beste, was er abgeliefert hat. Die Oxygene-Konzerte im Théâtre Marigny sind so unglaublich gut!
Ich verstehe aber natürlich, dass es bei seiner aktuellen Musik einfach nicht viel live zu spielen gibt. Wie einige Vorredner würde ich mir dann aber wünschen, dass man ihn auch eher an Reglern etc. sieht, als beim Versuch, das Thema von Oxy2 zu spielen. Das schmälert für mich einfach die Authentizität.

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte: Live gespielte Konzerte mit Material aus den neuen Oxygene und Equinox Alben + Klassiker und Clubmusik-orientierte Livesets, bei denen er nicht so tun muss als würde er Dinge spielen, die besser von einem Sequenzer gespielt werden sollten.

Kommentar von Jarre-Fan |

Interview mit JMJ - 19.10.2015:

Laufen bei den Live-Shows eigentlich Sequenzer oder wird alles von dir und deiner Band live gespielt?

JMJ: Oh, ich habe alles ausprobiert. Midi-Sequenzer, Backing-Tracks, auf der letzten Tour haben wir sogar alles live gespielt. Das war ein Desaster, weil da ziemlich viel schief gelaufen ist. Andererseits kam es dadurch auch zu lustigen Situationen. Einmal hatte ich ein paar Probleme mit meinem Memorymoog, also schaltete ich ihn aus und redete einfach mit dem Publikum. Die Zuschauer liebten das. In einer Zeit, wo alles immer perfekt sein muss, freuen sich die Leute, wenn man Menschlichkeit zeigt. Du hast ein Problem und teilst es mit den Leuten. „Okay Leute, hier läuft was schief, gebt mir mal kurz zwei Minuten.“ Alle lachen, und wenn du danach wieder auf Kurs bist ist es umso besser. Eine Win-Win-Situation. Klar, es gibt auch DJs, die einfach an einem USB-Keyboard rumschrauben, das ist halt ein anderer Ansatz. Wenn jemand überhaupt nichts auf der Bühne macht, dann kannst du dich natürlich fragen: Wo ist der Sinn dahinter? Das ist dann einfach eine kommerzielle Angelegenheit. Für mich ist der beste Weg mittlerweile, Sequenzer laufen zu lassen und die Spuren live zu bearbeiten, abhängig von der Situation. Das ist in Kombination mit live gespielten Instrumenten für mich optimal. Ich glaube, dass das auch die Zukunft der elektronischen Musik ist. Natürlich kannst du fragen, wofür man dann überhaupt noch live-gespielte Elemente braucht und warum man nicht einfach alles vom Sequenzer laufen lässt, vor allem wenn es repetitive Pattern sind. Aber es wird erst organisch, wenn es live bearbeitet und nicht nur stumpf wiederholt wird. Dann kannst du auch Keyboards oder was auch immer dazu spielen.

https://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/interview-mit-jean-michel-jarre.html

Kommentar von Sebastian |

Meine Meinung zu JMJ ab der Zeit nach Equinoxe Infinity

Playback: Doof
Musik beim Elysee Konzert: 10/10 Punkte
Remixe: Genial
Springen und Hüpfen: Toll
Alter: Spielt keine Rolle
Künstliches Geklatsche bei WTTOS: Peinlich
EON + Amazonia: Langweilig
Exit Version ohne Snowden: Mega
Gelbes T-Shirt unter schwarzem Hemd: gelungen
JMJ: Der coolste Künstler aller Zeiten

Kommentar von Matze |

Auch in schließe mich den Kritikern der abgelieferten "Show" an. Es geht nicht um weiterentwickeln - das kann man, das sollte man, aber das geht auch anders als JMJ das seit einiger Zeit tut. Was soll das, einen 72-jährigen schlimmer als jeden Hipster auf der Bühne rumhüpfen zu sehen? Die Mixes der alten Stücke...einfach nur schlecht, sorry. Man kann Oxy4, Oxy2 und was auch immer wesentlich stilvoller, mit mehr Seele und mehr Herz in einem modernen Stil interpretieren. Das abgelieferten Upbeat-Geschwurbel dagegen finde ich unerträglich, und scheinbar bin ich nicht der einzige. Übrigens könnte man seine Stücke etwas minimalistischer sogar nahezu komplett mit Minimalbesetzung wirklich live spielen, wer's nicht glaubt sollte sich bei YouTube mal anschauen was junge Elektrokünstler mit den heutigen techn. Möglichkeiten teils ganz alleine als Live-Performance auf die Bühne stellen. Ich habe Achtung vor dem was Jarre geleistet hat in seiner Karriere, auch wenn er schon immer auch ein Poser war. Aber den Weg, den er seit einiger Zeit einschlägt, sorry - da finde ich mich nicht mehr wieder.

Kommentar von Heike |

Immer wieder die gleichen Diskussionen ! Immer wieder das aufeinanderprallen zweier Lager, immer wieder Diskussionen, die nicht weiterführen.
Bsp.
1.Jarre geht neue Wege: Lager Contra: Bitte nicht ! Wann macht er endlich wieder das, was er früher gemacht hat ? - vs - Lager Pro: Wann "erfindet " er endlich mal was Neues !?
Warum sollte er ? Muss er sich zwingend weiterentwickeln ? Er obliegt seiner Entscheidung, neue Ideen zu probieren, etwas darum aufzubauen, oder nicht. Er ist nicht euer Handwerker. Er ist Künstler und macht, was er möchte, wonach ihm ist. Er zwingt niemanden das entsprechende Produkt zu mögen. Wo ist das Problem ? Beethoven, Gershwin, Schubert (nur Bsp aus Vielen ) haben sich ausprobiert, aber auch nicht in dem Sinn "weiter entwickelt". Ist das schlimm ?
Meine Meinung: Es gibt nichts Neues zu erfinden, allenfalls neue Varianten oder technische Spielerein, für die die Geräteproduzenten verantwortlich sind. Die Welt der elektronischen Musik hat sich seit 1970 weiter gedreht, sie ist nach meiner Meinung weites gehend ausgereizt. Oper, Jazz, Rock usw, sind ebenfalls (was den Stil angeht) etabliert. Selbst der Rapp. Allenfalls gibt es Varianten.
Selbst wenn Jarre in dem elektronischen Genre etwas vollkommen Neues "erfinden" sollte, werden sofort die Meckerpötte des anderen Lagers aufspringen und jammern, dass er doch bitte Musik wie früher machen soll.

2. Jarre spielt live oder nicht : Das wissende Lager sagt/weiß: Solch komplexe elektronische Kompositionen kann man nur zu einem bestimmten Prozentsatz live spielen. Das unwissende Lager fordert: Wir wollen Live-Konzerte. Jarre bemüht sich um eine Mischung. Wer macht das sonst ? TD vielleicht noch, auch Christopher von Deylen zu Teilen.
Er (oder jemand anderer aus seinem Team)hat bei dem Konzert den Fehler gemacht, eine schlechte Kameraführung auf seinem eigenen Youtube-Kanal zu etablieren. Da kommt er eher langweilig und DJ-typisch rüber. Aber wer sich die Bilder von "Culturebox" anschaut wird ein ganz anderes Bild vom Konzert bekommen ! Er hat viel mehr live gespielt als man bei der Youtube - Version erahnen kann, sie zeigt den Sinn seiner Handlungen viel offener. Mehr als kleine Fehler einzubauen um das zu beweisen kann er nicht !! Aber selbst das wird ihm noch vorgeworfen. Da fällt einem nichts mehr zu ein.

3. Den Bezug zum Rock verstehe ich nicht. Oder geht es darum, dass Jarre die "Unverschämtheit" besitzt sich in dem Alter noch gut gelaunt zu seiner Musik bewegen zu wollen ?? Das ist doch lächerlich und anmaßend ! Ich kann mir diese blöde Äußerung nur so erklären, dass da jemand neidisch ist, weil er selber (obwohl viel jünger als Jarre) schon nicht mehr so beweglich ist, wie Jarre mit über 70 .
Hätte er stocksteif dort stehen sollen ??? (Das wäre den Meckerpötten dann auch sauer aufgestoßen)

Manchen Leuten kann man nicht helfen, außer denen zuzurufen:
Legt euch eure alten Videos oder DVD´s rein, träumt euch in die elektronische Vergangenheit zurück und vergrabt euch.

Kommentar von Sämi Schwarzenberger |

Lieber Stefan M.,

Ich erlaube mir die Frage: In welche Richtung hat sich Jean Michel weiterentwickelt? Hat er sich weiterentwickelt oder sich einfach angepasst? Was hat er Neues erfunden? Ich möchte Jarre nicht schlechtreden, versteh mich nicht falsch, ich bin seit den frühen 80ern ein grosser Fan von JMJ, und seinen musikalischen und künstlerischen Beitrag bis und mit Chronologie (da war zwar mehr Mainstream drin als in seinen bisherigen Alben, trotzdem ist es mein absolutes Lieblingsalbum von Jarre :) ) werde ich niemals in Frage stellen! Die Alben danach zeigten meines Erachtens, dass er sich in der Suche nach Neuem verloren hatte. Equinoxe Infinity fand ich seit Langem wieder ein "echteres" Jarre-Album, und Amazonia finde ich persönlich enorm Interessant, da hört man immer wieder etwas Neues heraus, danke dafür! Wirklich sehr cool! Was mich aber wirklich aufregt- und das ist schlussendlich das, was ich in meinem vorherigen Post zum Ausdruck bringen wollte-, ist, dass Jarre auch heute noch so tut, als ob er das Pizzicato-Thema von Oxygene II live spielt! Und das ist ein Beispiel von vielen! Jarre ist kein Virtuose, sondern ein begnadeter Studiotheoretiker, und dazu sollte er auch stehen! Mir wäre es viel lieber, er würde sich knopfdrehend um die Hüllkurven und Filter
oder was auch immer kümmern, anstatt so zu tun, als ob er Oxygene II live spielt, was ich ihm angesichts der Komplexität des Patterns und der Tatsache, dass er Oxygene 4 live MEHRFACH verhauen hat (das Stück ist ja nun wirklich nicht schwer und ich hab's an mehreren Konzerten mit eigenen Ohren gehört...) niemals zutrauen würde.

Kommentar von Stefan M. aus F. ;-) |

Wow, was Volker Rapp hier raushaut . . . .
Ich würde da gar nicht so viel hinein interpretieren, er schafft es seit geraumer Zeit sich immer weiter zu entwickeln und auch immer wieder neues zu erfinden, neues zu versuchen und was ich wirklich bewundere ist wie gut er die Mischung zwischen den automatisierten Sequencer-Spuren und Live hinbekommt! Ich kenne die Stücke aus dem FF und da passt einiges
nicht so gut wie auf CD sodass ich das als Live annehme. Warum auch nicht?

Kommentar von Volker Rapp |

Hallo zusammen,
"wenn ich meinen Sequenzer starte"? Was ist mit dem Drum Computer, der solange den Beat drischt bis zum nächsten Stromausfall? (haha)
Jarre weiß seit über 40 Jahren, dass "elektronische Musik" ein Glaubwürdigkeitsproblem hat.
https://www.youtube.com/watch?v=iZz2l-Xmhrg
Ich habe einige Zeit gesucht, und leider nicht mehr die Piano-Spielerin gefunden, die EQ5 derart akkurat wieder gibt, was Jarre in seinen ARP2600 hineingeprügelt hat.
So klingt es, wenn Mensch das wiedergibt. Jean-Michel und sein Vater wussten das, und die Alben, die wir seit 1976 kennen, sind Experimente, wie man Elektronische Musik richtig populär machen kann: War es bei "Oxygene" noch der Rock'n'Roll statt in E in C Dur/moll als Basis (und Popcorn als Oxy4), so war "Equinoxe" der Versuch, den Swing in die Maschinen zu prügeln. (Alle Cover Versionen scheitern an den Triolen ...).
Egal, Jean Michel heute als Sperrspitze der EM ist ein Poser, der leider seiner eigenen Szene, die er gegründet hat, einen Bärendienst erweist. Entweder macht er das mit voller Absicht, oder der Zenit der eigenen Erkenntnis/Mission, aufzuhören, ist überschritten.
Es ist schon irrre, den Rolling Stones nachzueifern, und wohl dem, der mit fast 73 noch so rumhüpft, aber wozu?
In den letzten Jahren demontiert er sein eigenes Werk, als es sinnvoll (auch im Sinne seines Vaters) weiter zu spinnen: EON ist ein absolut geiler Versuch, Amazonia ein Abfallprodukt (gleiches Tempo), aber die Oxy's Y und Equi's X, oh bitte. Seit dem Tod seines Erzeugers fabriziert der Sohn wohlklingende Produkte, die keine Substanz mehr haben. Läßt sich gut drauf wackeln, nette Sounds, aber die Collaborationen seit Elektronica lenken nur davon ab, dass er es alleine nicht kann. Er kann Verpackung, aber Inhalt? Und handwerklich? Wenn er formal Klavierunterricht gehabt hat soll, dann ist/war das live immer eine Nullnummer.
Das Projekt Jarre ist ein Musiktheoretisches: Und der Sohn will in seiner Restlaufzeit der Welt es noch ein Mal zeigen. Der Ansatz ist gut, aber zu aufgesetzt.
Montagskonzert: Schade.

Kommentar von Heike |

Ich möchte mich dem Kommentar von Holger anschließen, bzw. gibt es dem eigentlich kaum etwas hinzuzufügen. Jede Band (selbst Pink Floyd), die elektronische Bestandteile in die Musik integriert haben, integrieren damit naturgemäß nicht "klassisch live" gespielte Inhalte. Elektronische Musik unterliegt einem vollkommen anderen Produktionsweg, als z.B. die Musik mit Drums und E-Gitarre.
Ich könnte es verstehen, wenn gesagt wird, dass er seine DJ- Attitüde aufgeben soll um optisch zur alten Showmanier zurück zukehren. Aber in den Augen der Jüngeren wäre das wohl "old fashion" (um mal mit deren Worten zu schreiben)
Er geht seinen Weg, und das ist von seiner Seite aus gesehen gut so. Ob es allen gefällt oder nicht. Ich finde seine Dance- Konzerte auch gut, (gerade jetzt wieder, wo allen etwas mehr nach "feiern" zumute ist) aber es wäre auch für mich schön, wenn es mal wieder etwas in die andere Richtung gehen würde.
Die Pandemie hatte alles zum Stillstand gebracht, und "Amazonia" lässt sich kaum konzerttauglich aufbereiten (zumindest nicht innerhalb einer Woche) und ist zu speziell um das breite Konzertpublikum anzusprechen.
Ich habe das Konzert über Youtube sehen wollen, leider war der Stream bei mir unterirdisch. Ein ewiges "Stop und Go". Ganz schrecklich. Ich schaue es mir nachher noch mal an.

Kommentar von Holger |

Ich verstehe die Erwartungshaltung mancher Leute nicht.
Wir sind jetzt seit über einem Jahr in der Pandemie. Musiker hatten praktisch keine Möglichkeit, aufzutreten und wir keine, Konzerte zu besuchen. Nun gibt es ein Event, das die Künstler unterstützen soll und bei dem man Jarre das erste Mal seit langem wieder auf der Bühne sehen kann und das auch noch kostenfrei per Internet.
Wenn ich es richtig verstanden habe, hatte er nur eine Woche Zeit, den ganzen Abend auf die Beine zu stellen, also auch die anderen Künstler auszusuchen etc. Nebenbei hat er dann noch seine Show konzipiert. Er war alleine auf der Bühne. Was erwartet man denn da bitte für einen „Live“-Anteil?
Und was heißt denn bei elektronischer Musik überhaupt „live“? Wenn ich den Sequenzer starte, ist das dann live?
Diese Diskussion ist doch so alt wie Jarres Karriere. Schaut Euch La Concorde 1979 an. Wer glaubt denn, dass da nur ein Ton live war? Schaut Euch Peking 2004 an. Umgekehrt erinnere ich mich an ein wirklich „live“ gespieltes Solo in Equinoxe 7 beim Aero-Konzert 2002. Das ging im Mix auf dem Konzertgelände unter, war aber in der Radioübertragung zu hören und so falsch gespielt, dass es gruselig war. Man hat es dann auch hinterher „korrigiert“. Sich jetzt wegen des gestrigen Events so aufzuregen ist doch albern. Wir wissen doch alle, dass er kein großartiger Live-Keyboarder ist.
Er steht doch immer vor dem Problem: Spiele ich jetzt möglichst viel live (was immer das heißt) oder versuche ich, eine möglichst perfekte Show zu liefern.
Er hatte wenig Vorbereitungszeit, spielte vor dem Staatspräsidenten und einer großen Internetgemeinde, wegen der anderen Künstler musste noch umgebaut werden und dann war er  alleine auf der Bühne. Dass er da auf „Nummer sicher“ geht, ist doch nachvollziehbar.
Ja, seine Einsätze waren manchmal deutlich zu spät und natürlich stört das, wenn man es so deutlich sieht. Trotzdem habe ich die Show gestern Abend genossen, immerhin ist mein letztes Konzert mit ihm auch schon vier Jahre her.
Der Mann wird bald 73 und versucht immer noch, neue Bereiche (VR) zu erkunden. Das muss einem nicht unbedingt gefallen. Aber wir können doch froh sein, dass er immer noch so aktiv ist und versuchen, es zu genießen.