Livechat mit Jean-Michel

Viele neue Projekte für 2025 und 2026

Mit einem gut einstündigen Live-Videostream meldete sich Jean-Michel Jarre am Dienstag, 10.12.2024 aus seinem Studio, um seinen Fans Informationen über im Jahr 2024 realisierte Projekte sowie einen kleinen Ausblick auf 2025 und sogar 2026 zu geben.

Nach einem kleinen Rückblick auf das VR-Konzert in Versailles an Weihnachten 2023, das er für sich aber gewissermaßen zu den Projekten in 2024 "rechne", kam Jarre dann auf die vielen Fragen der Fans zu sprechen.
Eines der meistdiskutierten Themen bei vielen Fans war die Qualität des Remasters der Zoolook-Albums anlässlich dessen 40. Jubiläum gewesen. Hier waren Drop-Outs und hörbare Clicks in der Musik bemängelt worden, zudem gab es offenbar unterschiedliche Versionen von Mastertapes auf denen es auch zeitliche Abweichungen gab. Jarre berichtete, dass tatsächlich zwei verschiedene Mastertapes, ein analoges und ein digitales, gefunden worden seien. Dank der Hilfe der Fans, die mit präzisen Zeitangaben auf die Fehler hingewiesen hätten, habe schließlich ein bereinigtes Master erstellt werden können. Zur Kritik an Soundingenieur David Perreau, der für die Remaster der letzten Jahre verantwortlich zeichnet, sagte Jarre, dass er die Kritik nicht teilen könne. Das Remastering sei ein schwieriger Prozess und es sei nicht immer möglich, die "Wärme" der ursprünglichen Aufnahmen auf ein Remaster zu übertragen, da die alten Aufnahmegeräte nicht mehr verwendet werden könnten u.v.m. Er lobte Perreau besonders dafür, dass er für die Live-Streams seiner Konzerte auf den verschiedenen Online-Plattformen immer spezielle Abmischungen erstellt habe. Es sei ihm (Jarre) persönlich sehr wichtig, dass dabei der Sound eine sehr gute Qualität habe.

Im Anschluss sprach Jarre über das Konzert in Bratislava, das ja eine Rückkehr zu seinen legendären Großkonzerten darstellte. Er selbst habe dies immer geliebt, solche Projekte zu realisieren, auch wenn es schwierig gewesen sei, Auflagen von Behörden, Sicherheitsanforderungen etc. zu berücksichtigen. In dieser Hinsicht sei er aber mit dem Konzert in Bratislava sehr zufrieden. Für ihn sei es das Konzert, bei dem er (auch technisch gesehen) am meisten von dem, was er sich vorgestellt habe, umsetzen konnte. Höhepunkt sei dabei natürlich die Zusammenarbeit mit Queen-Gitarrist Brian May gewesen, der als Astrophysiker sehr lange schon beim Starmus-Festival engagiert sei. Für May sei es aber auch etwas Neues gewesen, denn er sei nun nicht wie gewohnt der "Boss" des Konzerts gewesen, sondern habe sich in die Jarre-Show einfügen müssen. Dabei seien die Vorbereitungen und Gespräche per Internet nicht einfach gewesen, denn Brian May habe häufig um drei Uhr morgens angerufen, wenn es in Paris schon vier Uhr gewesen sei.
Tatsächlich ist auch eine Veröffentlichung des Konzerts in Form eines Boxsets mit BluRay wie auch Album geplant. Daran werde gerade gearbeitet. Die Techniker von Brian May würden derzeit gerade dessen Parts remixen, da May sehr genaue Vorstellungen davon habe, wie sein Part klingen solle und er (Jarre) habe dies natürlich zu respektieren.

Mehrfach betonte Jarre, dass Künstliche Intelligenz nicht als Gefahr betrachtet werden solle. Schon immer hätten technische Neuerungen für Ängste gesorgt. So verglich er KI mit der Entdeckung der Elektrizität, die ja letztlich auch erst Tonaufnahmen ermöglicht habe. Tonaufnahmen seien dann als der Tod der Live-Musik bezeichnet worden. Er leugne nicht, dass es Risiken gebe, plädiere aber dafür, KI so gut wie möglich zu verstehen, da man dann besser einschätzen könne, wo Grenzen gezogen werden müssten. Für die Gestaltung der Grafiken habe er z.B. ein KI-Programm namens Stable Diffusion verwendet. Dabei sei es auch so, dass er die KI als Werkzeug verwendet habe, um seine genauen Vorstellungen, die er im Kopf gehabt habe, umzusetzen und er nicht der Sklave der KI gewesen sei.

Ein weiteres Highlight für Jarre war seine Teilnahme an der Schlussfeier der Paralympics gewesen. Es sei in erster Linie ein Sport-Event gewesen und die Abschlussfeier habe quasi nur eine letzte "Ansichtskarte" in die Welt senden sollen. Zudem sei es durch die große Anzahl von involvierten Musikern auch technisch schwierig gewesen, insbesondere auch sein Wechsel von der Hauptbühne zur Laser Harp auf der Tribüne. Erschwerend sei natürlich der Regen hinzu gekommen. Er habe im Lauf seiner Karriere ja schon mehrfach mit Regen zu tun gehabt, scherzte Jarre. So wie dieses Mal habe er es aber noch nicht erlebt. Binnen kürzester Zeit sei seine Jacke durchnässt gewesen, das Wasser sei seine Haut entlang nach unten in die Hose gelaufen und dann von dort in die Schuhe. So habe er sich ungeplanterweise vor seinem zweiten Auftritt noch umziehen müssen. Auch habe er sich dagegen entschieden, die Instrumente mit Plastikplanen abzudecken oder einen Schirm über sich halten zu lassen, da dies für das Publikum nicht gut ausgesehen hätte. So habe sein Techniker Patrick Pelamourges unmittelbar nach dem Auftritt mittels eines Föns die Geräte trocknen müssen.

Zu seinem Engagement in China sagte Jarre, dass er dort fünf Jahre lang als Kurator ein Elektronikmusik-Festival etablieren solle, dass ein Referenzpunkt für elektronische Musik werden soll. Da das Ganze aber doch erst recht spät im Jahr vereinbart wurde, habe er beschlossen, seinen für Silvester 2024 in Shenzhen geplanten Auftritt um ein Jahr zu verschieben. Diese Aussage kam etwas überraschend. Es wird also dieses Jahr zu Silvester kein Jarre-Konzert geben!

Neben den bereits für 2025 bekanntgegebenen Konzertterminen werden noch einige weitere folgen, kündigte Jarre an, so dass es eine Art kleine "Festival-Tour" geben werde. Die Termine würden bekanntgegeben, sobald sie feststünden. Musikalisch könnte es dabei ein paar Veränderungen geben und eventuell auch auf der visuellen Seite. Allerdings habe er sich damit noch nicht intensiv beschäftigt. China dagegen werde ein größeres Projekt, von der Größe her eher mit Bratislava vergleichbar, allerdings von der Show her auch anders.

Sogar auf das Jahr 2026 blickte Jarre schon. Dann steht nämlich das 50. Jubiläum von Oxygene an. Auch dafür plane er eine ganze Reihe von Überraschungen, über die er aber im Moment noch nicht sprechen könne. Er werde die Fans aber in den nächsten Monaten hierüber auf dem Laufenden halten.

Weiterhin kündigte er für das kommende Jahr (2025) ein Projekt rund um das Oxymore-Album und die virtuelle Stadt Oxyville an. Nähere Infos dazu sollen möglicherweise noch vor Weihnachten oder aber kurz nach Weihnachten folgen.

Auf die Frage, ob es Mixe in Dolby Atmos von Oxygene und Equinoxe geben werde, antwortete Jarre mit einem klaren "nein". Diese Alben seien, im Gegensatz zu Oxymore, nie dafür konzipiert worden. Ihm stelle sich zudem die Frage, ob er sich wirklich mehrere Wochen Zeit nehmen solle, um einen solchen Mix anzufertigen und dafür andere Projekte zurückzustellen. Er selbst beschäftige sich lieber mit neuen Projekten als etwas altes wieder neu zu bearbeiten.

Von seiner Autobiographie "Melancolique Rodeo" soll nun endlich eine englischsprachige Version veröffentlicht werden. Jarre deutete an, dass dies im Zusammenhang mit dem Oxygene-Jubiläum geschehen könnte und dass er, sofern er die Zeit findet, gerne noch einige Kapitel ergänzen möchte. Von anderssprachigen Versionen war nicht die Rede. Wir werden versuchen herauszufinden, ob es eventuell auch die ursprünglich geplante deutsche Version geben soll.

Jarre erklärte auch, dass es eine falsche Vorstellung sei, dass er sich die Schauplätze für seine Konzerte ausgesucht habe. Häufig seien Länder oder Städte an ihn herangetreten. Wenn er sich aber Orte wünschen könnte, um aufzutreten, würde er Länder wie den Iran oder Nordkorea wählen, sagte er. Er halte es für falsch, die Menschen in diesen Ländern durch einen Boykott quasi "doppelt" zu bestrafen. Es sei gerade wichtig, Musik und Kultur dorthin zu bringen, damit die Menschen dort durchhalten könnten. Einmal mehr verwies er auf seine Mutter, die in der französischen Resistance aktiv gewesen und dreimal von den Nazis verhaftet worden und wieder geflohen sei. Sie habe ihm immer gesagt, man müsse zwischen einer Ideologie und den Menschen unterscheiden.

Nachdem auf der spanischen Amazon-Seite vor einiger Zeit ein "Electronica 3"-Album aufgetaucht war, geisterte das Gerücht durch die Welt, dass Jarre an eben diesem arbeitete. Hier erteilte er aber eine klare Absage. Er arbeite nicht an "Electronica 3" und es sei derzeit keine entsprechende Veröffentlichtung geplant.

Eine weitere (Kurz-)Zusammenfassung, die noch ein paar andere Themen des Videostreams hervorhebt, gibt es auf bonedo.de.

Hier gibt es das komplette Video:

UPDATE 13.12.: Weitere Infos

Im Nachgang zu Jean-Michels Livestream letzten Dienstag haben wir noch etwas weiter recherchiert und noch ein paar Infos bekommen.
So ist wohl in der Tat anlässlich des 50. "Oxygene"-Jubiläums 2026 auch mit der Veröffentlichung der deutschen Version von Jarres Autobiographie zu rechnen.
Zum Bratislava-Konzert soll es ein großes Boxset geben. Wie von Jean-Michel gesagt, wird derzeit daran noch gearbeitet, so dass es mit der Veröffentlichung noch ein wenig dauern wird. Realistisch könnte der Mai 2025 sein.
Aufgrund von Problemen mit den Mastertapes, die sich beim digitalen Release zeigten, wird sich die Veröffentlichung der 40th Anniversary Edition von "Zoolook" auf LP und CD wohl bis Ende Januar verzögern.
Dass das Album "Rendez-Vous" derzeit nicht auf Streaming-Diensten, Instagram etc. verfügbar ist, liegt wohl an rechtlichen Problemen, die hoffentlich in Kürze gelöst sein sollten.

Die Ausgabe Nr. 120 des britischen Musikmagazins "Electronic Sound" enthält 16 Seiten über Jean-Michel, darunter auch ein Interview und Bilder und Infos zu einer Reihe seiner spektakulären Großkonzerte. Dazu gibt es noch eine limitierte 7"-Single in grünem Vinyl, die auf der A-Seite "Epica Oxygene" und auf der B-Seite "Equinoxe 7", beides vom "Versailles 400"-Album enthält. Das Magazin ist teilweise auch in Deutschland (z.B: an großen Bahnhöfen) zu finden, dann aber vermutlich ohne die Single. Wer diese haben möchte, müsste das Magazin dann online bestellen.

 

JMJ aus seinem Studio 10.12.2024

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Kommentar von Stefan |

Es bleibt auf jeden Fall spannend 👍.
Mal sehen, welche Projekte in Kürze scharfgeschaltet werden.....