"Mélancolique Rodéo" in Frankreich erschienen
Jarre-Biographie erschienen
Seit gestern ist "Mélancolique Rodéo", Jean-Michels Autobiographie, in Frankreich zu haben. Benannt ist das Buch nach einem Titel des Jarre-Albums "Téo & Téa".
Jean-Michel selbst sagt, dass er mit dem Buch versucht, den Leser in etwas Unerwartetes mitzunehmen.
Um das Buch zu promoten, begibt sich Jean-Michel auf eine kleine "Lesereise" durch Frankreich. An verschiedenen Orten wird es dort jeweils einen Talk und eine Autogrammstunde geben. Neu hinzugekommen ist ein Termin in Brüssel am 16.10. Hier die aktualisierte Tabelle:
Sa., 05.10. | 16 Uhr | Palais de la Mutualité | Lyon |
Di., 08.10. | 18 Uhr | FNAC Ternes | Paris |
Mo., 14.10. | 21 Uhr | Maison de la Poésie | Paris |
Mi., 16.10. | 21 Uhr | Librairie Filigranes | Brüssel/BELGIEN |
Do., 17.10. | 17 Uhr | Furet du Nord | Lille |
Sa., 19.10. | 15 Uhr | Librairie Kléber | Strasbourg |
Fr., 08.11. | 15 Uhr | Foire du livre | Brive-la-Gaillarde |
Sa., 09.11. | 15 Uhr | Foire du livre | Brive-la-Gaillarde |
Sa., 16.11. | 16 Uhr | FNAC Toulouse Wilson | Toulouse |
Sa., 23.11. | 16 Uhr | FNAC | Bordeaux |
Tickets für den Termin in Lyon sind vergriffen, laut Buchhandlung soll es aber am Tag selbst noch Plätze geben.
Für den Termin im Maison de la Poésie in Paris benötigt man ein Ticket, das 5 Euro kostet. Das Gespräch mit Jean-Michel wird dort von Louis-Henri de La Rochefoucauld geführt, einem französischen Autor und Kolumnisten bei verschiedenen Zeitschriften.
Auf der Website des Buchforums in Brive wird nach wie vor verkündet, Jean-Michel sei nur am Samstag anwesend. Die offizielle Jarre-Website www.jeanmicheljarre.com kündigt aber definitiv Termine am Freitag und Samstag, jeweils um 15 Uhr an.
Die Termine Anfang Dezember in Marseille tauchen in der aktuellen Übersicht nicht mehr auf.
Generell ist natürlich bei allen Veranstaltungen die Anzahl der Plätze begrenzt, also rechtzeitig da sein.
Passend zum Buch hat Jean-Michel eine Playlist der Stücke veröffentlicht, die im Buch genannt werden, die Jean-Michel inspiriert haben und auch einige Stücke von ihm selbst. Insgesamt sind es 100 Stücke. Die Playlist kann man sich anhören auf Deezer, Spotify und Apple Music.
Die Biographie ist zunächst nur auf Französisch erhältlich. Eine internationale Version soll im Frühjahr 2020 folgen. Nach unseren Informationen soll es Versionen in Englisch, Deutsch und Spanisch geben.
Jean-Michel kündigte auf Twitter auch "bald neue Veröffentlichungen" an. Die erste davon ist schon aufgetaucht: Eine neue Version des Stücks "Miss Moon" (aus dem Album "Metamorphoses" mit der Sängerin Kamila, die auch beim Konzert am Toten Meer bei diesem Stück dabei war, ist auf Jean-Michels Youtube-Kanal veröffentlicht worden. Ob diese in Verbindung mit der Biographie, einer möglichen Veröffentlichung des Israel-Konzerts oder gar einem neuen Konzertprojekt steht, ist noch unklar.
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Kommentar von Sebastian |
Ich bin überfordert von all den Fremdwörtern und Anspielungen meiner Vorposterin, deshalb ein paar Zitate, um das Niveau wieder in einen für mich angenehmen Bereich zu senken.
Hyper, Hyper
(Scooter)
Das Leben ist eine Illusion, hervorgerufen durch Alkoholmangel.
(Charles Bukowski)
Kekse, Kekse, Kekse
(Das Krümelmonster)
Kommentar von Dominique |
Zwischen Engeln, Dämonen und Mauern- “Melancolic Rodeo“- Ein surrealistischer, essentieller “Infinite Jest“ eines shakespearehaften “Ulysses“ des 20. und 21. Jahrhunderts
Hinter mir liegt ein sehr ereignisreicher Wochenanfang und irgendwie brauchte ich nach Monaten eine kleine Auszeit von allem Trubel und Stress. So entschloss ich mich vor zwei Wochen mit meinem besten Freund zwecks der FNAC-Lesung und Signierstunde nach Paris zu fahren.
Wir kamen vormittags an und konnten dankenswerter (oder glücklicherweise) sofort einchecken und nach einer wirklich langen, improvisierten Flixbusfahrt (der Thalys war vor zwei Wochen leider schon gut wie ausgebucht), machten wir erst einmal eine Pause. Auf einem Canal Plus-Ableger lief “Bohemian Rhapsody“ und ich blieb eine Zeitlang hängen. Hängen deshalb um zu entspannen, aber andererseits auch, weil innerlich an manchen Stellen ein eigener Film, quasi ein Gegenfilm ablief, der unermüdlich Korrekturen und Anmerkungen anbrachte, wo es nötig war. Die musikalischen Szenen waren zweifellos großartig, aber die Handlung selbst nicht stimmig.
Auf dem Weg zum Hotel waren wir zufällig am Theatre Michelin der Rue des Mathurins vorbeigekommen, wo momentan das Drama „Les machines de Turing“ über das Leben von Alan Turing aufführt wird. Irgendwo schwang mir wieder ein Gedanke durch den Kopf und zwar Shakespeare.
In “Much ado about nothing“ heißt es:
“All the world's a stage,
And all the men and women merely players;
They have their exits and their entrances,
And one man in his time plays many parts,
His acts being seven ages.”
Dieser Bezug zur Intertextualität, zur Wissenschaft und zur Technologie usw. könnte für Jarres Buch nicht zutreffender und naheliegender sein, insbesondere für das erste Kapitel, “Bluetooth Remington“ und dann noch in der Nähe zur Av. Haussman. Concorde, Madeleine (eine doppelte Metapher), der Grand Opera usw. Man sollte also am besten einerseits mit einem wachen Verstand verschiedener wissenschaftlicher Teildisziplinen wie ein Ulysses durch Paris und andere Orte und andererseits mit Herzblut als Fan durch „Zeit und Raum“ gleichermaßen flanieren und muss sich seine eigene Enigma für das Buch bauen oder hat sie glücklicherweise in seinem Leben durch verschiedene Umstände längst für sich erschlossen.
Alan Turing war es gelungen mit seiner selbstentwickelte Maschine, der Enigma, die Geheimcodes der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg zu knacken. Jedoch verhielt sich der Staat, insbesondere die Justiz und der Geheimdienst äußerst unbarmherzig diesem wissenschaftlichen Genie als Privatmann gegenüber und ließ ihn ins offene Messer laufen. Sein Tod bleibt bis heute rätselhaft und reicht vom Selbstmord bis zu Verschwörungstheorien. Und auch hier muss man wieder in Metaphern, Allegorien und anderen stilistischen Kategorien denken. Erst vor einiger Zeit gab es eine öffentliche Entschuldigung und eine neue 50 -£ Note zeigt sein Bildnis. Manches lässt sich leichter machen, wenn man seine „Hände in Unschuld waschen“ möchte. Gutmachen und verantwortungsvolles Handeln sind zwei Paar Schuhe.
Gespannt und entspannt gleichermaßen ging es zum FNAC. Zeit genug war noch da und wieder ertappte ich mich beim Kopfschütteln. Bei einem Rundgang durch die einzelnen Musik- und Bücherabteilungen, blieb ich unter anderem in der Fremdsprachenabteilung hängen und wusste wiederum nicht, ob ich lachen, weinen oder korrigieren sollte, durfte und das als wacher, intellektueller Mensch. Bei den Skandinaviern fand ich Herman Koch und war schockiert, weil man diesen großartigen bissigen Niederländer einfach deplatzierte. Leider fürchte ich, dass es sich ähnlich mit Jarres Buch ähnlich gehen könnte. Die „Lesung“ selbst war eher mehr ein Gespräch einer sehr intelligenten und charmanten Moderatorin mit einem sehr Esprit haften und gut gelaunten Jarre.
Ich ließ mein Buch für meinen Vater und mich und meine “Interior Music“ für mich signieren. Leider gab es ein kleines Missverständnis: Er dachte, mein Vater sei Fan gewesen, aber ich hatte als Siebenjährige gewünscht, ins Planetarium zu gehen, da damals mein Interesse am wissenschaftlichen Themen erwuchs. Zu Ostern hatte ich mir seinerzeit die Bücher „Das Alte Ägypten“ und „Die Sterne“ aus der populärwissentlichen Kinder-und Jugendbuchreihe „Was ist was?“ Reihe, weil ich schon über ein etwas älteres Mädchen, deren Mutter auf mich auf diese Themen aufmerksam wurde und der Umstand, dass ich mit drei mir quasi das Lesen selbst aus Mangel an Freunden und dem strikten Verbot meiner Mutter, mich in den Kindergarten zu schicken, andererseits einiges in den Schoß fiel. Mein Vater verstand meinen wachen Geist immer, meine Mutter selbst konnte damit nichts anfangen und neidete es mir.
Hin und zurück ging es wieder über Argentine und wenn das Leben eine Métrofahrt oder man ein Flaneur bzw. eine Flaneuse sein soll, ist es schon wieder eine Metapher und ein Film „Jarre dans le Metro“ quasi. Und Andersen sitzt dabei als „Spielmann“ neben ihn und die beiden diskutieren angeregt darüber, ob man sein Leben als Märchen schreiben soll oder ob das Märchen selbst das Leben schreibt. Andersen selbst hat es immer wieder umgeschrieben und Carroll, Sartre, Joyce, Freud, Ödipus und Dali gesellen sich zur Männerrunde.
Auf der Rückfahrt, die ebenfalls durch glückliche Umstände verkürzt und doch wieder durch alternative und interessante Routen gleichermaßen führte, nahm ich mir das Buch zur Hand und las es nur unterbrochen von Toilettenbesuchen, und der einsetzenden Dunkelheit ein.
Mein Fazit: Dieses Buch bedarf eines Übersetzers vom Format eines Arno Schmitts oder eines Enzensbergers alleine schon deshalb, weil der Text voller stilistischer Elemente wie Oxymorons, Metaphern, Komparativen, Ellipsen, Redundanzen, Allegorien und Brüche aufweist, die mindestens so anspruchsvoll wie sein Album „Zoolook“ ist. Vieles ist bereits bekannt, aber dieses Buch ist als solches nichts für Fans, die nicht wissenschaftlich denken können. Man braucht „keineswegs irgendeine synthetische Droge“, um diesen „Trip“ zu überstehen und wenn ja, nur einen wachen Intellekt, einen Earl Grey ohne Cloud, aber mit Zitrone, vielleicht ein After Eight oder jemanden, der einen durch das Buch hilft, um es quasi noch einmal mit Verweis auf eine Passage im Buch zu umschreiben. Dazu die Philosophie, essentielle, surrealistische, synästhetische Elemente usw. Deshalb würde meiner Meinung eine reine wortwörtliche Übersetzung an vielen mangelnden Vorwissen bzw. Fachwissen scheitern. Man sollte das Instrumentverzeichnis für nicht versierte Menschen durch ein Literaturverzeichnis, den Text wie eine Dissertation mit ausführlichen Fußnoten und eine Liste der Metaphern ergänzen oder wie bereits erwähnt, seine eigene Enigma bauen und kommt damit einem Turing gleich. Man kann vieles für sich ergänzen, es ist für jeden anders und nicht gleich.
Ich denke an die Unterschiede zu Conrads “Heart of Darkness“ und „Apocalypse Now!“ und gebe gerne eine metaphorischen Rat an den/die Leserin aus “Alice in Wonderland“ von Lewis Carroll, das ebenfalls Berücksichtigung gefunden hat, wenn gleich auch nicht wortwörtlich in “Melancolic Rodeo“ auftauchend:
“[Alice] had peeped into the book her sister was reading but it had no pictures or conversations in it and ‘what is the use of a book [ann.: with hardly] pictures or conversating?” [she thought]
So she was considering in her own world […] when suddenly a White Rabbit with pink eyes ran closes to her. There was nothing so very remarkable in that […], that Alice started her feet across her mind […] and burning with curiosity she ran across the field. […] In another moment down, went Alice after it, never once considering how in the world she was to get out again. […] Either the well was very deep or she fell very slowly, for she had plenty of time as she went to look about her and to wonder what she was coming to, but it was too dark to see anything. [Alice] had learnt several things of this sort in the lessons the schoolroom, and thought this was not a very good opportunity for showing off her knowledge, as there was no one to listen to her, still it was a good practice to [ann.: write].”
Kommentar von Dominique |
Also, nach Stunden vergeblicher Login-Probleme endlich hier zu sein, ist erst einmal ein Grund zur Freude. Ich überarbeite gerade meinen Bericht und möchte euch schon gewisserweise das Buch näherbringen... :)